Die notwendige Basis für erfolgreiche Transformation ist ein hierfür geeignetes Mindset. Das beste Change-Programm nützt wenig, wenn in der Führung die Haltung für Transformation fehlt. Wenn wir Transformation „top-down“ verordnen, wird sie in der Regel nicht angenommen. Wenn wir die Menschen selbst „bottom-up“ Transformation gestalten lassen, erzielt sie selten Wirkung. Entscheidend ist es, beide Welten miteinander zu verknüpfen. Die folgende Gegenüberstellung der Sichtweisen, die im Ursprung auf die Überlegungen von Harald Kurp und Dagmar Hoefs zurückzuführen ist, soll dies verdeutlichen:
Traditionelle, hierarchische Autorität „Top-down“ | Selbstbestimmte Autorität „Bottom-up“ | Verbindende, systemische Autorität „Gemeinsam„ |
Autorität durch Tradition | Autonomie ohne Autorität | Autorität durch Präsenz |
Hierarchie | Gleichheit im Miteinander | Verantwortung für die Beziehung |
Eigene Ziele im Fokus | Andere, keine Ziele im Fokus | Gemeinsame Ziele im Fokus |
Belehren, bewerten, durchsetzen | Reflexion der anderen, moralisierend, keine Entscheidung | Selbstreflexion, Werte, Entscheidung |
Führung als Selbstzweck | Führungslos | Selbstführung |
Konkurrenz | Gruppenbildung | Kooperation |
Verschwiegenheit | Vertraulichkeit | Transparenz |
Regeln und Sanktionen | Wenig Regeln und Folgenlosigkeit | Wiedergutmachung und Vertrauen |
Wirkung ohne Einsicht | Reden ohne Wirkung | Wirkung mit Einsicht |
Anwendung
Wir haben es uns in unserer Praxis angewöhnt, zu Beginn von Transformationsprogrammen eine Übung mit den Teilnehmenden zu machen, um die einzelnen Denkmuster sicht- und gestaltbar zu machen. Die Übung ist eine Aufstellungsarbeit. Sie benötigt genügend freie Fläche und 30 Minuten Zeit. Die Teilnehmenden stellen sich in Zweiergruppen auf und spielen je zwei Rollen: die Mitarbeitersicht (A) und die Führungssicht (B).
- Top-down
– Beide Parteien stellen sich gegenüber und halten die Handflächen gegeneinander.
– A versucht, B wegzudrücken. B hält dagegen, so stark es geht.
– Sodann notieren die Parteien, welche Bilder, Emotionen, Gedanken sie wahrgenommen haben und notieren sie auf
Kärtchen.
– Anschliessend wechseln die Teilnehmenden die Rollen. - Bottom-up
– Beide Parteien stellen sich gegenüber und halten die Handflächen gegeneinander.
– A versucht, B wegzudrücken. B hält nicht dagegen, sondern läuft zurück, sodass dass A ins Leere läuft.
– Sodann notieren die Parteien, welche Bilder, Emotionen, Gedanken sie wahrgenommen haben und notieren sie auf
Kärtchen.
– Anschliessend wechseln die Teilnehmenden die Rollen. - Gemeinsam
– Beide Parteien stellen sich gegenüber und halten die Handflächen gegeneinander.
– A versucht, B wegzudrücken. B versucht, nun anders mit dem Druck umzugehen. B weicht weder zurück noch hält
zu sehr dagegen. Es ist ein balanciertes Ausprobieren, um einen gemeinsamen Weg zu finden.
– Sodann notieren die Parteien, welche Bilder, Emotionen, Gedanken sie wahrgenommen haben und notieren sie auf
Kärtchen.
– Anschliessend wechseln die Teilnehmenden die Rollen.
Im Anschluss lassen wir die Teilnehmenden ihre Kärtchen auf dem Boden auslegen und diskutieren, wie wir uns in die Richtung „Gemeinsam“, also der Systemischen Autorität, bewegen können, welche die Basis für erfolgreiche Transformationen ist.
Quellen
Kurp, Harald & Hoefs, Dagmar (2023):
Teamentwicklung mit Systemischer Autorität. Carl-Auger. Heidelberg.
Kres, Michael (2017):
Mutmacher. Unternehmen stärken durch mutige Führung. 3. Aufl. SpringerGabler. Wiesbaden.
Müller-Christ, Denis & Pijetlovic, Denis (2018):
Komplexe Systeme lesen. Das Potenzial von Systemaufstellungen in Wissenschaft und Praxis. SpringerGabler. Berlin.
Hallo Michael,
Hallo Michelle,
Sehr gut dargestellt und eine wirkungsvolle Übung. Gerde für das “Gemeinsam” habe ich noch einige Übungen auf Lager, welche es auch sehr anschaulich machen, dass am Ende nur “Gemeinsam” uns alle nachhaltig und mit Freude weiterbringt!
Grüsse Rodrigue